Stellen Sie sich vor, Ihre Firma, für die Sie schon ein halbes Leben arbeiten, wird verkauft. Alle Mitarbeitenden werden zwar übernommen, allerdings vorerst auf Probezeit oder mit befristetem Arbeitsvertrag.
Bald schon wird klar, dass nicht alle bleiben können und Sie bekommen Angst, dass genau Ihr Arbeitsplatz betroffen sein könnte. Vielleicht wird es Ihnen immer schwerer fallen, morgens aus dem Bett zu kommen? Vielleicht wird Ihre Angst, Fehler zu machen täglich grösser? Vielleicht „ellbögeln“ Sie, um sich zu positionieren und sich mehr Geltung zu verschaffen. Vielleicht werden Sie resignieren und denken „ist mir doch alles egal, hab nur noch 5 Jahre zu arbeiten“. Keiner dieser Zustände ist angenehm.
Solche Changeprozesse machen etwas mit uns. Wenn Klienten mich zum ersten Mal aufsuchen, sagen sie mir häufig: „Ich möchte nur über die Arbeit sprechen“. Das akzeptiere ich natürlich. Allerdings beeinflussen sich alle Systeme, in denen wir uns bewegen, gegenseitig. Das heisst, wenn wir im System „Arbeit“ ein Problem oder eine Herausforderung haben, wirkt sich das zum Beispiel auf das System „Familie“ aus und umgekehrt.
Als systemischer Coach schaue ich die Zusammenhänge der verschiedenen Kontexte und wie diese sich gegenseitig beeinflussen an. Denn häufig ist eine Resignation wesentlich komplexer als nur „auf der Arbeit läuft es nicht so gut“. So versuche ich gemeinsam mit dem Klienten, die Zusammenhänge sichtbar zu machen. Dabei schaue ich nur so weit in die Vergangenheit zurück wie nötig und natürlich nur so weit, wie es für den Coachee in Ordnung ist.
Wenn wir nochmal auf das Anfangsbeispiel zurückkommen: Changeprozesse haben mitunter die Auswirkung, dass Männer in Management-Positionen nach 25 Jahren oder mehr ein Unternehmen verlassen müssen – obwohl sie es nicht wollen, sich dort wohlfühlen und sich deshalb noch nie Gedanken darum gemacht haben, dass das passieren könnte. Sie kennen nicht mal ihren Marktwert. Für viele stürzt da – völlig nachvollziehbar – eine Welt zusammen.
An diesem Punkt ist erstmal Aufklärungsarbeit gefragt: Welches sind die Faktoren, die für die Situation der Firma und für meine verantwortlich sind? Weshalb hat sich der Geschäftsverlauf so entwickelt? Weshalb wurde mir gekündigt? Durch Perspektivenwechsel, d.h. durchs reinversetzen in die Lage des CEOs, des Konzernchefs oder den Verwaltungsrat, gibt es mir die Chance, ihre Sichtweise zu verstehen und schlussendlich auch zu akzeptieren. Es hilft mir, Verständnis aufzubauen, positiv in die Zukunft zu blicken und nach neuen Wegen zu suchen.
Wer in solch einer Lage steckt, muss erst das Problem verstehen und braucht dann einen Perspektivwechsel. Den biete ich gern – auch Ihnen!
Ihre Monika Meiler