... wenn ich Ihnen den Job wegnehme, was bleibt dann übrig?

In meiner täglichen Arbeit mit Managern treffe ich häufig auf Männer im Alter zwischen 45-55 Jahren, die stellensuchend wurden, weil das Unternehmen, das sie angestellt hat, sich reorganisiert.


Durch die Bank weg eine katastrophale Situation für jeden einzelnen von ihnen. Meistens waren sie lange angestellt und haben sich mit den Jahren machtausübende Positionen gesichert und dann? Von heute auf morgen ist dann plötzlich alles vorbei. Beobachtbar wird, wie gestandene Männer auf ihr Fundament zurückgeworfen werden und erkennen, dass sie sich jahrelang um nichts anderes als ihren Job gekümmert haben. Und zack verlieren sie den Boden unter den Füssen.

Sie kommen also nicht drum herum, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Und das kann ungemein schmerzhaft sein. Der Gewinn jedoch ist hoch: Wer sich selbst kennenlernt, kann seinen Werten entsprechend leben und auf einem Fundament aufbauen, das krisenfest ist. Denn was als erstes davonrennt in der Krise, ist das eigene Selbstbewusstsein. Gerade dann, wenn es so dringend gebraucht wird, beispielsweise in Bewerbungsverfahren. Stattdessen verweilt man in der Warum-Blase und schiebt die Schuld von einer Stelle zur anderen. Gift für jeden, der weiterkommen möchte oder muss und ein Energiefresser sondergleichen. Dabei hat der schnelllebige Markt, auf dem wir uns befinden, Auswirkungen auf viele Jobs.

Ein gutes Beispiel ist der Kundenberater. Früher hat er beraten und das wars. Heute ist er auch Verkäufer, das heisst das komplette Jobprofil hat sich gewandelt. Dahinter steht der Gedanke der Synergienutzung, weil wer berät, kann doch auch eigentlich direkt verkaufen oder nicht? Wozu dann noch einen Verkäufer einstellen, wenn der Berater das eigentlich auch kann? Alles und jeder wird optimiert, damit die Effizienz und damit der Umsatz steigen.

Liebe Führungskräfte, erklärt den Mitarbeitenden, wieso diese Umstrukturierung oder Reorganisation fürs Unternehmen notwendig sind. Wenn sie nämlich nachvollziehen können, was Sinn und Beweggrund für diesen Schritt sind, können sie viel unternehmerischer denken. Und ich garantiere Ihnen, es wird für Sie angenehmer sein, die betroffenen Mitarbeitenden würdevoll aus dem System hinaus zu begleiten oder sie zu motivieren, sich weiter zu bilden. Sie werden feststellen, dass bei diesen Mitarbeitenden die Schuldfrage nicht mehr im Zentrum steht.

Was uns beispielsweise wieder den Fokus auf das wirklich wichtige legen lässt, ist die Frage: Wofür bin ich dankbar? Unser Erfolg, die Ziele, die wir erreicht haben, sind immer abhängig von anderen und anderem. Selbst wenn Sie im Wald alleine ein Haus bauen, müssten Sie demütig darüber sein, dass es überhaupt Holz gab oder dass es nicht geregnet oder gestürmt hat, während Sie in einer kritischen Phase waren. Auch in Beziehungen wird häufig vergessen, was alles nicht möglich gewesen wäre, wenn der andere einem nicht den Rücken freigehalten hätte und welcher Beitrag dazu geleistet wurde, damit ein Vorhaben überhaupt gelingen konnte. Vielleicht ist heute ein guter Zeitpunkt, jemandem dafür ganz speziell zu danken.

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