Sie beschäftigt uns immer wieder: unsere Diversität. Sie führt so oft dazu, dass wir aneinander vorbei sprechen. Heute möchte ich Ihnen ein System vorstellen, das zum gegenseitigen Verständnis und dem Kennenlernen der eigenen Persönlichkeit beitragen kann.
In meiner Arbeit verwende ich häufig das Kopf-, Herz-, Hand-System. Dieses ist auf sehr viele Bereiche sowohl im Privat- wie auch im Berufsleben anwendbar und bietet immer wieder Auseinandersetzung, wieso etwas ist, wie es ist. Das Kopf-, Herz- und Hand-System deckt auf, wo Konfliktpotential schlummert und zeigt, wo jeweils die grösste Hebelwirkung liegt, etwas zu verändern und mit welcher Auswirkung. Wenn wir beispielsweise jemandem das Schuhe binden beibringen wollen, können wir den Prozess in diese drei Kategorien einteilen:
Kopf: Der Kopf denkt. Das heisst, um Schuhe binden zu können, muss ich wissen, wie es geht. Der Kopf schafft ein Verständnis für die systemischen Zusammenhänge, denkt vernetzt und hat eine ausgeprägte Auffassungsgabe. Er richtet den Blick aufs grosse Ganze. Wenn die Aufgaben komplexer werden, muss ich noch mehr wissen, ich muss vielleicht analysieren, ich muss gegeneinander abwägen, ich muss strukturieren. Der Kopf wägt ab, worin die Vorteile und Nachteile von Schuhbändel gegenüber Reissverschluss, Schnallen, Gummiband oder Klettverschluss liegen. Alles was mit dem analytischen und rationalen Denken zu tun hat, beschreibt die Kategorie „Kopf“.
Herz: Das Herz steht hier für unser Gefühlssystem. Wenn ich Schuhe binden lernen möchte, stelle ich mir vielleicht vor, welche schönen Schuhe ich dann anziehe und wie es sich anfühlt, etwas Schönes und ganz Besonderes zu besitzen. Vielleicht spüre ich dann auch etwas Stolz. Das Herz ist der emotionale Kanal, der alles mit unseren Werten abgleicht. Es will fühlen und spüren.
Hand: Die Hand macht, sie ist also die Kategorie des Tuns. Das heisst, wenn ich weiss, wie Schuhe binden theoretisch geht, wenn ich mir vorstellen kann, wie toll es ist, wenn ich Schuhe binden kann, heisst das immer noch nicht, dass ich es tatsächlich tun kann. Die Hand bezeichnet die Handfertigkeit, also die Kompetenz der Ausübung. Die Hand will tasten, anfassen und zupacken. Zwei linke Hände zu haben, trifft nicht auf diese Menschengruppe zu.
Mein Neffe war bereits im Vorschulalter ein grosser Fussballspieler. Seine Eltern gingen mit ihm den Deal ein, sobald er seine Schuhe selber schnüren kann, würden sie ihm Fussballschuhe kaufen.
Der Kopf würde Statistiken über Erfolg und Misserfolg von Kindergartenschülern beim Thema Schuhebinden analysieren. Er würde die vergangenheitsorientierte Analyse als Basis für den zukunftsorientierten Forecast nehmen und sämtliche Aktivitäten planen, welche auf die Zielerreichung „Schuhe binden“ bis zur Eröffnung der Fussball-Saison einzahlen.
Das Herz würde sich vorstellen, wie es sich anfühlt, den gleichen Schuh wie das Idol des Lieblingsclubs zu besitzen. Vielleicht mit einem knallgelben oder neongrünen Schnürsenkel. Weil das Herz sich die Wirkung der Farbe zu Nutze macht. Weil es ihm eine Bedeutung oder Assoziation zugesteht. Das Herz malt sich aus, mit diesem Schuh auf dem Sieger-Podest zu stehen und den Pokal für den Club und in gewissem Sinne auch für sich nach Hause zu holen. Übermannt von allen Emotionen.
Die Hand erfordert einen Ablauf, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Wie liegt der Schnürsenkel bestenfalls in der Hand? Wie fühlt sich das Material an? Sind die Schnürsenkel gewachst, sind sie hochwertig, halten sie dem täglichen Gebrauch stand? Taugt die Baumwolle etwas? Welche Funktion sollen die verschiedenen Finger beim Binden und Knoten übernehmen?
Nicht nur Tätigkeiten lassen sich in diese drei Kategorien einteilen, sondern auch Menschen (ganz plakativ und überhaupt nicht wertend). Es gibt Menschen, die kopf-, herz- oder handlastig sind – das eine ist nicht besser als das andere. Wir tragen alle Ausprägungen in uns, nur einfach in unterschiedlicher Stärke. Diese Ausprägung hat häufig auch einen Einfluss auf unsere Berufswahl und Berufsausübung. Wo unterschiedliche Persönlichkeiten zusammentreffen kann es auch schnell mal zu Spannungen kommen.
Wer sich mit diesem System seinen Stärken und ggf. Schwächen bewusst wird und diese Ausprägungen auch bei anderen ausmachen kann, vermeidet Missverständnisse und fördert das Miteinander. Ausserdem wird klar, dass, wenn ich alle Zuhörer abholen möchte, ich auch alle drei Kategorien ansprechen sollte.
Sie wollen mehr dazu erfahren? In meinem Erstlingswerk „Steh auf Männchen“ bespreche ich genau diese drei Kategorien eingehend. Sie können das Buch gleich hier bestellen.
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