Immer häufiger höre ich davon, dass Menschen eine „Auszeit“ nehmen wollen. Aber von was wollen diese Menschen eigentlich eine Auszeit nehmen? Vom Job? Von der Beziehung? Mitunter stellt sich die Frage, was denn der Sinn der Auszeit ist. Diese Frage bleibt oft unbeantwortet.
Wenn ich mir eine Auszeit im Job erkämpft habe beispielsweise – was mache ich dann mit dieser Zeit? Will ich einfach agendalos in den Tag starten ohne Druck und ohne Verbindlichkeit? Oder tritt das Familienleben in den Fokus? Wie auch immer, vielleicht bietet sich ja die Gelegenheit, sich Gedanken zu machen und Klarheit für das eigene Leben zu gewinnen. Dafür können folgende Fragen hilfreich sein:
In grösseren Konzernen ist es für bestimmte Hierarchieebenen vorgesehen, dass Mitarbeiter „Sabbaticals“ machen dürfen. In dieser Zeit, die häufig unterschiedlich lang ist und damit zusammenhängt, wie lange jemand schon für das Unternehmen tätig ist, wird dann der Lohn weiterhin gezahlt. Ich beobachte, dass immer mehr Menschen diese Möglichkeit auch in Anspruch nehmen – das war vor ein paar Jahren noch anders. Viele hatten und haben auch heute noch Respekt oder gar Angst, weil sie nicht wissen, was in der Zeit passiert, in der sie nicht da sind. Sie haben keine Kontrolle über all die Dinge, die sie tagtäglich kontrollieren. Sie fragen sich: „Gibt es dann meinen Job noch?“. Diese Frage ist für sie oft beklemmend.
Vereinzelt gibt es aber auch diejenigen, die genau dann ihr Sabbatical einreichen, wenn der Moment gar nicht ungünstiger sein könnte. Ein bisschen erinnert mich das immer daran, wie Menschen noch schnell vom sinkenden Schiff springen. Sie nutzen also die „Auszeit“, um ihrer eigenen Überforderung zu entfliehen. Es ist einfach nicht cool, zuzugeben, dass einem alles über den Kopf wächst. Stattdessen wird lamentiert: „Ich werde in der Zeit eine Sprache lernen“. Dabei ist das Thema hinter dem Thema, dass es so wie es ist nicht mehr weitergeht. In diesem Moment verlassen wir unsere Selbstverantwortung und verstecken uns vor der Wahrheit.
Auf der anderen Seite kann die Auszeit und der dadurch entstehende Abstand erzeugen, dass wir anders auf unsere Situation blicken können, dass wir also innehalten und hinterfragen, ob das noch das ist, was wir wollen, womit wir uns identifizieren können. Manchmal kommen nach dem Sabbatical Menschen zurück in den Job und haben sich entschieden zu bleiben. Andere kommen gar nicht mehr zurück.
Ich selber hatte mal eine Rückenoperation und war sieben Monate krankgeschrieben. Als der Tag meiner Wiederkehr näherkam, sprach der Professor höchstpersönlich mit mir über meine Wiedereingliederung. Ganz ehrlich? Ich habe darüber gelacht! Er war aber klug und sagte: „Die Menschen haben sich weiterentwickelt, das Unternehmen hat sich weiterentwickelt und Sie müssen da wieder Ihren Platz finden“. Vielleicht gibt es meinen Platz nicht mehr, wenn ich zurückkomme? Vielleicht wurde umorganisiert und wegrationalisiert?
Deshalb braucht es schon eine grosse Portion Selbstbewusstsein, um eine Auszeit zu nehmen. Es braucht den Glauben, dass es immer weitergehen wird, egal, was in der Zwischenzeit passiert. Es braucht in gewisser Weise das Ur-Vertrauen.
Sie planen eine Auszeit? Ich begleite Sie gerne dabei, damit sich die Zeit für Sie lohnt und einen Mehrwert bietet.
Ihre Monika Meiler
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